Mein Name ist Adrian Sudy und ich war Auszubildender im BBW als industrieller Buchbinder/Medientechnologe.
Mittlerweile sind zwei Jahre seit meiner Entlassfeier vergangen. Am ersten Tag meiner Ausbildung dachte ich, das wäre ewig hin. Der Gesellenbrief, das Gefühl es geschafft zu haben. Nun ist es also zwei Jahre schon vorbei und ich stehe mitten im Leben, habe eine eigene Wohnung mitten in Augsburg und arbeite seit über 1,5 Jahren in einer Druckerei in Augsburg.
Was war mein Problem?
Vor der Ausbildung hätte ich niemals diese Entwicklung erwartet. Die meisten im BBW haben verschiedenartige Hindernisse, die Ihnen eine Ausbildung im ersten Arbeitsmarkt extrem schwer machen würden. Mein Hindernis war meine Psyche, die Depression.
Wie war die Ausbildung?
Während der Ausbildung lernte ich eine Menge verschiedene Menschen kennen. Während ich als höchst introvertierter Mensch stets zurückhaltend und skeptisch den Menschen gegenüber bin, habe ich gemerkt, dass es jeder Mitarbeiter gut mit mir meint. Ich öffnete mich und dadurch auch meine Möglichkeiten. Ich ließ mich auf die Ausbildung, die Menschen und das Arbeiten ein, wodurch ich immer mehr positives Feedback und Vertrauen zurückbekam. Ich ließ mich teilweise zwar auch gehen, dennoch machte ich riesige Fortschritte.
Wer hat mich während der Ausbildung begleitet?
Während der Ausbildung muss man sich immer bewusst sein: du wirst mit den Verantwortlichen 3 bzw. 2 Jahre verbringen. Daher sollte man sich immer mit Respekt begegnen. In meinem Fall fiel mir das glücklicherweise gar nicht so schwer, da ich schon nach kurzer Zeit gemerkt habe, dass sowohl die Fachlehrer als auch die Ausbilder äußerst angenehme Menschen waren. Klar ist auch, dass in 3 Jahren nicht immer alles komplett harmonisch lief. Dennoch bin ich der Meinung, dass ich großes Glück hatte und mich mit meinen fachtheoretischen als auch fachpraktischen Fragen jederzeit an meine zuständigen Ausbilder wenden konnte. Selbst bei privaten Problemen gab es ein offenes Ohr, was für mich wahrscheinlich noch ein wenig wichtiger war.
Was hat es mir im jetzigen Berufsleben gebracht?
Es gab zwei Faktoren, die mich dorthin brachten, wo ich heute bin: Geduld mit mir und das ständige Gefühl mit den Menschen vertrauensvoll reden zu können.
Zugegeben: Der Berufsstart war extrem hart, da man – falls man die VAmB nicht nutzt – eine komplett andere Welt und Leistungserwartung vorfindet. Doch genau jetzt kommen meine Erfahrungen im BBW ins Spiel: Ich habe gelernt selbstbewusst zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Ebenso bin ich kommunikativ geworden und kann dadurch jederzeit Absprachen und Beratungen mit Produktionsleitung oder Mitarbeitern halten. Außerdem schäme ich mich nicht mehr für Arbeiten, die ich nicht so gut kann wie andere, denn ich weiß, dass ich in manchen Gebieten besser bin als sie. Ich habe ebenfalls erkannt, dass ich sehr ehrgeizig und auffassungsfähig sein kann. Ich lasse private Emotionen mittlerweile auch nahezu komplett aus dem Betrieb raus, was anfangs ebenfalls sehr schwierig war.
Diese Fähigkeiten – und da bin ich mir sicher – schlummern in uns allen. Doch meistens behindern wir uns selbst. Oft behindert uns auch das unmittelbare Umfeld, aus dem wir nicht so leicht entfliehen können. Daher sollten wir uns selbst die Möglichkeit geben Zeit zu haben. Zeit für uns, Zeit für die wirklich wichtigen Menschen und vor allem Zeit um alles zu verarbeiten. All diese Punkte trafen im BBW aufeinander. Ich tauschte mich oft mit den äußerst vertrauenswürdigen Internatsmitarbeitern aus, lernte mithilfe des psychologischen Dienstes meine Probleme und Gegenmaßnahmen zu analysieren und schaffte durch eigenes Tun und Handeln sowohl Vertrauen von Anderen als auch Vertrauen zu mir selbst zu erhalten. Dies erfordert natürlich auch eine gewisse Disziplin